Biodiversität, Tierschutz in Ingolstadt : Quo Vadis? Teil 1

29.11.2020

Wie wird Biodiversität definiert? Gewöhnlich als die Vielfalt von Ökosystemen und Arten. Es wird zu Recht gewarnt, dass der dramatische Verlust der Biodiversität letztlich die Zukunft der Menschheit bedroht.

Die Bayerische Biodiversitätsinitiative 2008 , die sich aus der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt 2007 ableiten soll, die ihrerseits die Ziele der UN-Konvention über die biologische Vielfalt unterstützen soll, ist bisher weit hinter ihren Zielen zurückgeblieben. Wir zitieren: 

"Bis 2020 sollen gefährdete Arten, für die Bayern eine besondere Schutzverantwortung trägt, lebensfähige Populationen erreichen, und für mehr als 50% der Arten der Roten Liste soll sich die Bedrohungslage um mindestens eine Stufe verbessert haben".

Davon sind wir aber im Jahr 2020 noch weit entfernt. Sollten wir darüber überrascht sein? Worum geht es letztendlich bei der Umsetzung?

 Das Erreichen der Ziele wird ständig gegen wirtschaftliche und landwirtschaftliche Ziele abgewogen werden müssen, bei Arbitrage, Priorisierung und Finanzierung. Es beginnt auch schlichtweg mit dem Verständnis des Themas durch die verschiedenen Entscheidungsträger. Und es hackt an allen Ecke.

Es mag nicht ausreichend sein, aber entscheidend ist natürlich, wer die politische Führung hat. Dass ein solches Thema von entsprechender Bedeutung für die zukünftige Generation, abgesehen von Werbezwecken, von einer Partei wie der CSU vorangetrieben werden kann, können nur leichtgläubige Menschen ehrlich Glauben schenken.

Die entscheidende Frage ist jedoch: Welcher Blick auf das Thema ist bei den Entscheidungsträgern gefragt? Wir sind der festen Überzeugung, dass die Verteidigung eines funktionierenden Ökosystems nicht nur darauf abzielen kann, Ressourcen für unsere Spezies, den Menschen, zu sichern. Sie soll letztlich allen Tieren, auch den Menschen, auf diesem Planeten zugutekommen, und das bedeutet vor allem, dass alle Arten, nicht nur unsere, ein gleiches Recht auf Leben haben sollen. Mit anderen Worten:

Eine tierethisch fundierte Weltsicht ist die einzige Chance, dieses Thema ganz oben auf die Tagesordnung zu setzen und es nicht kurzfristigen Prioritäten zu opfern.

Ist diese Sichtweise bei unserer neuen Ingolstädter politischen Führung und dem neuen Bürgermeister Dr. Scharp vorhanden? Das ist eine wichtige Frage, denn ein Großteil der Erhaltung und sogar der Wiederherstellung der biologischen Vielfalt findet auf lokaler Ebene statt. Ohne irgendwelche Absichten zu unterstellen, zweifeln wir aber sehr daran. Das 35-seitige Kommunalwahlprogramm der SPD für Ingolstadt enthält nur zwei Zeilen zu diesem Thema:

  • Mehr öffentliche Grünflächen. Das Glacis und der 2. Grünring sind zu erhalten und rechtlich abzusichern.
  • Keine Zerstörung des naturgeschützten Auwalds durch eine 4. Donau-Querung!

So gut diese Vorschläge auch sind, zwei Sätze in einem 35-seitigen Dokument verheißen nichts Gutes für die Priorisierung der biologischen Vielfalt in unserer Stadt. Im zweiten Teil dieses Artikels werfen wir einen genaueren Blick auf die Herausforderungen, vor denen Ingolstadt steht, und auf unsere Vorschläge zu diesem kritischen Thema.